Deutsche Künstler bekommen jetzt von Youtube Geld für ihre Musikvideos. Wird der Mutterkonzern Google etwa spendabel?
Montag, 07. November 2016
Wenn zwei sich einigen, freut sich ein Dritter. Das zeigte sich in der vergangenen Woche, als die Online-Videoplattform Youtube und die Musikverwertungs-gesellschaft Gema überraschend eine Einigung erzielten.
Sieben Jahre lang hatten sie sich darüber gestritten, wie viel Lizenzgebühren Youtube an die Gema zahlen soll – und ebenso lange waren zehntausende Musikvideos nicht auf der Plattform zu sehen. Stattdessen zierte ein schlecht gelauntes Youtube-Gesicht die entsprechende Suchanfrage.
Autorin:
Corinna Budras,
Redakteurin in der Wirtschaft.
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Nun also endlich eine Einigung über einen Lizenzvertrag, über deren finanzielle Bedingungen Stillschweigen vereinbart wurde. Das macht jedoch nichts, die Erweckung unzähliger Musikvideos ist Anlass genug, über den Schutz des geistigen Eigentums in Zeiten des digitalen Wandels nachzudenken.
Viel war in den vergangenen Tagen die Rede davon, dass die Einigung eine „Wende“ darstelle. Endlich sehe Youtube ein, dass man für Inhalte, die Millionen Menschen auf die Seiten locken, auch Geld an die Rechteinhaber zahlen müsse, so der Tenor.
Klickzahlen gibt es schließlich nicht zum Nulltarif. Und da Youtube zum Suchmaschinenkonzern Google gehört, ebenfalls sehr erfahren in urheberrechtlichen Auseinandersetzungen, darf man auf einen echten Durchbruch hoffen.
Youtube sieht das naturgemäß anders. Auch dort ist man zwar erleichtert, nennt die Einigung „bahnbrechend“. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass vorher alles schlecht war. „Der Vorwurf ist schlicht falsch: Youtube verletzt keine Urheberrechte, das haben auch die Gerichte bestätigt“, sagt Albrecht Conrad, Partner der Kanzlei Hengeler Mueller, der Youtube in Rechtsstreitigkeiten gegen die Gema vertreten hat.
Youtube habe sich nie auf diese juristische Ebene zurückgezogen, sondern seit Jahren unzählige Verträge auf der ganzen Welt geschlossen, auch mit Musikverwertungsgesellschaften, und auf dieser Grundlage erhebliche Zahlungen an die Rechteinhaber geleistet. „Es hat lediglich sehr lange gedauert, bis eine Einigung mit der Gema gefunden werden konnte.“
Sieben Jahre gesperrte Musikvideos sind für den unbeteiligten Betrachter eine lange Zeit. In diesem Zeitraum haben pubertierende Peter-Fox-Fans womöglich schon eine Familie gegründet und wollen von ihrem einstigen Idol nichts mehr wissen.
Für Youtube waren das sieben Jahre ohne Werbeeinnahmen, für die Gema sieben Jahre ohne Lizenzgebühren. Von den Musikern ganz zu schweigen. Und wozu das alles?
Schon seit der Renaissance vor mehr als 500 Jahren gibt es so etwas wie ein Urheberrecht für Kreative, weil sie anders keinen Raum, kein Geld, keine Zeit für ihre Kreativität hätten. Das hat sich entwickelt, Verwertungsgesellschaften wurden gegründet, weil es Künstlern schlicht an Ahnung und Durch-setzungsfähigkeit mangelt. Verlage und Musikfirmen verdienen ordentlich mit.
Deshalb sind wir dorthin gekommen, wo wir jetzt sind: Einer spielt öffentlich einen Song und muss dafür Gema-Gebühren entrichten. Das ist Usus auf jedem Weihnachtsmarkt, was auch dort nicht auf ungeteilte Begeisterung stößt. Gema-Gebühren haben eine ähnlich große Fangemeinde wie GEZ-Gebühren, die nun anders heißen, die aber trotzdem keiner mag.
Quelle: xing.news / FAZ